re:work 2019 - 2021
Dr. Görkem Akgöz
Gerda Henkel Stiftung, Deutschland
(September 2019 - September 2021)
Gender and Labour at the Margins of Modernity: Representations of Female Factory Labour in Turkey, 1947-1960
Nach dem Abschluss ihres postgraduierten Studiums an der SUNY Binghamton und ihrer Promotion an der University of Amsterdam unterrichtete Görkem Akgöz bis 2017 Soziologie und Geschichte im Fachbereich Soziologie der Hacettepe University in Ankara. Derzeit ist sie Post-Doc-Fellow an der Central European University im Fachbereich Soziologie und Ethnologie.
In ihrer Dissertation beschäftigte sie sich auf der Mikroebene mit der Herausbildung der Arbeiterklasse in einer staatlichen Textilfabrik in Istanbul zwischen 1932 und 1950. Inspiriert von den methodischen Fragen, die sie im Zuge ihrer Arbeit aufdeckte, gründete sie im Oktober 2013 im European Labour History Network die Factory History Working Group und koordiniert diese weiterhin. Die Arbeitsgruppe wird 2018 einen Sonderbeitrag zum Thema Werksgeschichte in der Zeitschrift Labor History veröffentlichen und einen Sammelband zur vergleichenden Werksgeschichte in Europa herausgeben. Das Projekt zur Werksgeschichte wurde durch ein British Academy Newton Advanced Fellowship unterstützt.
Ihr Forschungsvorhaben bei re:work läuft unter dem Titel: „Developing Factory History as a Research Program: An Interdisciplinary Approach to Industrial Capitalism’s Emblematic Workplace”. In den nationalen Geschichtsschreibungen war die Fabrik als emblematischer Ort der Industrialisierung von tragender Bedeutung, sie nährte die Seele des Kapitalismus: die Produktionsbeziehungen in der Fabrikhalle. Wenige Arbeitshistoriker/-innen jedoch nahmen das einzelne Werk in den Blick, sondern konzentrierten sich auf die Produktion selbst. Und selbst wenn sie Monografien zu einer Fabrik verfassen, diskutieren sie doch selten die methodischen Implikationen ihrer Auswahl. Mit ihrer Forschung zeichnet Akgöz die Erfahrungen der Arbeiter/-innen bei der Fabrikarbeit sowohl in als auch außerhalb der Fabrik nach. Ziel ist es dabei, ein dynamisches Bild zu entwerfen, aus dem das komplexe Wechselspiel zwischen der unmittelbaren Erfahrung der Arbeit und den Auswirkungen der Entwicklungen im breiteren Kontext auf die Identität der Arbeiterklasse hervorgeht. Sie möchte die realitätsfremde Trennlinie zwischen der Fabrikhalle und dem Leben in der großen weiten Welt außerhalb der Fabriktore überschreiten.
Literatur
„Petitioning as Industrial Bargaining in a Turkish State Factory. The Changing Nature of Petitioning in an Early Republican State Factory“. In On the Road to Global Labour History. A Festschrift for Marcel van der Linden, herausgegeben von Karl Heinz Roth. Leiden: Brill, 2017.
„Mutsuz Evlilikten Tehlikeli Flörte. Feminizm, Neoliberalizm ve Toplumsal Hareketler“. Fe Dergi 8, Nr. 2 (2016): 86–100.
„İşçi Sınıfı Tarihyazımında İşyeri ve Çalışma Deneyiminin Yeri. Erken Cumhuriyet Dönemi Fabrikalarının Kapısından Girmek“. In Tanzimat’tan günümüze Türkiye işçi sınıfı tarihi 1839-2014. Yeni yaklaşımlar yeni alanlar yeni sorunlar, herausgegeben von Y. Doğan Çetinkaya und Mehmet Ö. Alkan, 231–53. İstanbul: Tarih Vakfı Yurt Yayınları, 2015.
mit Ecehan Balta. „Kapitalizmin Krizine Toplumsal Cinsiyet Perspektifinden Bakmak. Analitik bir Çerçeve Önerisi“. Hacettepe Üniversitesi Sosyolojik Araştırmalar E-Dergisi, 2015.
„İşçiler Greve Karşı. 1947 Sendikacılığının İlk Yıllarında Grev Tartışmaları“. Mülkiye Dergisi 38, Nr. 4 (2014): 121–58.
„Sınıfın Söylemsel Kuruluşu. 1947 Sendikacılığının İlk Yıllarında Milliyetçi ve Anti-Komünist Söylemler“. Praksis 35–36 (2014): 61–82.
Zuletzt aktualisiert: 23. März 2021
Dr. Beate Althammer
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Deutschland
(Juni 2018 – Juni 2021)
The Borders of the Welfare State: Migration, Social Rights and Expulsion (1850-1933)
Telefon: +49(0)30 2093 702 32
Beate Althammer ist Historikerin mit Forschungsschwerpunkten in der vergleichenden und transnationalen Geschichte Europas im 19. und 20. Jahrhundert. Sie studierte an der Universität Zürich und promovierte im Rahmen des Graduiertenkollegs „Westeuropa in vergleichender historischer Perspektive“ an der Universität Trier, wo sie anschließend von 2002 bis 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Sonderforschungsbereich 600 „Fremdheit und Armut: Wandel von Inklusions- und Exklusionsformen von der Antike bis zur Gegenwart“ tätig war. 2011 und 2013 erhielt sie Forschungsstipendien des Deutschen Historischen Instituts London, 2014 des Deutschen Historischen Instituts Paris. Seit 2015 ist sie Lehrbeauftragte an der Leuphana Universität Lüneburg, und 2016 wurde sie an der Universität Trier mit einer Schrift zur Geschichte der Vagabondage im Deutschland des 19. und frühen 20. Jahrhunderts habilitiert. Im akademischen Jahr 2017/18 war sie Fellow bei re:work. Hier ist seit November 2018 auch ihr DFG-Projekt „Die Grenzen des Wohlfahrtsstaats: Migration, soziale Rechte und Ausweisung (1850-1933)“ angesiedelt, das nach den Wechselwirkungen von Migration und Sozialpolitik in der Formationsphase europäischer Wohlfahrtssysteme fragt.
In gegenwartsbezogenen akademischen und politischen Debatten ist das Spannungsverhältnis zwischen europäischer Wohlfahrtsstaatlichkeit und Migration ein hitzig diskutiertes Thema. Wie lassen sich soziale Versprechungen im Zeitalter der Globalisierung aufrechterhalten? Ist Wohlfahrt nur in „geschlossenen“ Nationalstaaten mit rigidem Grenzschutz denkbar? Inwieweit sind soziale Rechte ein Staatsbürgerprivileg, inwieweit ein Menschenrecht, das auch Zuwanderern zusteht? Unter welchen Umständen sind Zwangsabschiebungen legitim? Solche Fragen haben aktuell eine hohe Brisanz. Erstaunlich wenig ist indes über ihre historischen Dimensionen bekannt. Zwar existiert inzwischen eine reichhaltige Historiographie zu den Anfängen moderner Sozialpolitik, ebenso zur Geschichte der Migration, und auch die Geschichte der Staatsbürgerschaft hat in den letzten Jahren verstärkt Aufmerksamkeit gefunden. Doch sind dies drei getrennte Forschungsstränge geblieben: Es liegen kaum Studien vor, die quellenfundiert untersuchen, wie die europäischen Wohlfahrtsstaaten in ihrer „Keimphase“ auf die Herausforderungen der Migration reagierten – Herausforderungen, die keineswegs erst unsere Gegenwart beschäftigen.
Das Projekt setzt an dieser Forschungslücke an. Ausgehend von der in der Historiographie vielfach vertretenen, bislang aber unbelegten und wohl zu einfachen Hypothese, dass sich mit dem Aufstieg des modernen National- und Wohlfahrtsstaats der Status von Ausländern quasi spiegelbildlich zu den erweiterten Rechten der Inländer verschlechtert habe, soll das Verhältnis von Migranten zu den sozialen Sicherungsnetzen in ihrem Aufenthaltsland von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Zwischenkriegszeit erforscht werden. In diesem Zeitraum stand die „Soziale Frage“ ganz oben auf der politischen Tagesordnung in den sich entfaltenden Industriegesellschaften und gleichzeitig beschleunigten sich weiträumige Wanderungsbewegungen. Das Zusammentreffen von intensiver Sozialreform und hoher Mobilität verlieh der Frage nach der Bedeutung von nationalen Grenzen und Staatsangehörigkeiten eine neuartige Dringlichkeit: Wer sollte von den bereits etablierten und für die Zukunft projektierten sozialen Leistungen profitieren, wer von ihnen ausgeschlossen werden? Was sollte mit formell Nichtberechtigten geschehen, die ihre Arbeit, ihre Arbeitskraft oder ihre Ernährer verloren und hilfsbedürftig wurden? Das Projekt will das zeitgenössische Ringen um Antworten auf zwei miteinander verflochtenen Ebenen rekonstruieren: zum einen auf der Ebene konkreter Praktiken im Umgang mit armutsgefährdeten Zuwanderern anhand von exemplarisch untersuchten Regionen; und zum anderen auf der Ebene von zwischenstaatlichen Abkommen und Reformentwürfen, die diese Praktiken international koordinieren wollten. Ziel ist eine transnationale Geschichte der Auseinandersetzungen um die sozialen Ansprüche von Nicht-Staatsangehörigen im Europa der Epoche um 1900, die dazu beiträgt, aktuelle Debatten historisch zu fundieren
Literatur (Auswahl)
“Roaming Men, Sedentary Women? The Gendering of Vagrancy Offences in Nineteenth Century Europe”. In Journal of Social History 51 (2018) 4: 736–759.
“Armut und Auswanderung”. In Karl Marx 1818–1883. Leben. Werk. Zeit. Katalog zur Landesausstellung im Rheinischen Landesmuseum Trier und im Stadtmuseum Simeonstift Trier. Darmstadt: Theiss, 2018, S. 90–97.
Vagabunden. Eine Geschichte von Armut, Bettel und Mobilität im Zeitalter der Industrialisierung (1815–1933). Essen: Klartext, 2017.
Das Bismarckreich 1871–1890 (Seminarbuch Geschichte; UTB 2995). 2. Aufl., Paderborn: Schöningh, 2017.
“Vagabonds in the German Empire. Mobility, Unemployment, and the Transformation of Social Policies (1870–1914)”. In Poverty and Welfare in Modern German History, herausgegeben von Lutz Raphael. New York, NY: Berghahn, 2017, S. 78–104.
Rescuing the Vulnerable. Poverty, Welfare and Social Ties in Modern Europe, herausgegeben von Beate Althammer, Lutz Raphael und Tamara Stazic-Wendt. New York, NY: Berghahn, 2016.
Zuletzt aktualisiert: 23. März 2021
Dr. Supurna Banerjee
Institute of Development Studies Kolkata (IDSK), Indien
(März 2020)
From Mazdoor to Naukrani: Making of a Precariat Labour
Supurna Banerjee erhielt 2014 ihren Doktortitel in Soziologie an der University of Edinburgh. In ihrer Dissertation, einer Monographie mit dem Titel „Activism and Agency in India: Nurturing Resistance in the Tea Plantations“, untersucht sie die geschlechtsspezifischen Arbeitsbeziehungen auf den Dooars-Teeplantagen im indischen Bundesstaat West-Bengal. Mithilfe ethnografischer Methoden auf zwei Plantagen geht sie der Komplexität eines Raumes nach, der sowohl Arbeitsplatz als auch Wohnraum für die migrantischen Arbeitskräfte darstellt. Sie zeichnet dabei nach, wie die Arbeit von Frauen auf den Plantagen ihren „natürlichen“ physiologischen oder psychologischen Eigenschaften zugeordnet wird, wodurch Fragen nach Ausbildung, Erfahrung oder Geschick völlig ausgeblendet werden können. Die Folge ist, dass Frauen sich in Niedriglohn-Jobs wiederfinden. Untersucht werden darüber hinaus die unzähligen Art und Weisen, wie die alltäglichen Erfahrungen von Frauen einen aktiven Umgang mit ihrer Lebenssituation veranschaulichen.
Als Postdoc-Fellow am Institute of Development Studies Kolkata (IDSK) war Banerjee an einem Forschungsprojekt des Indian Council of Social Science Research mit dem Titel „Trade Unions and Collective Bargaining: Case Study of West Bengal“ beteiligt. 2014 wurde sie dann Fakultätsmitglied am IDSK für den Fachbereich der Politikwissenschaften. Sie war als Co-Principal Investigator am Forschungsprojekt des Indian Council of Social Science Research mit dem Titel „Reconceptualising Domestic Violence: Shifting Discourse within the Women’s Movement in India“ sowie an einem vom Morrell Trust Fund, York University, GB, finanzierten Projekt zu „Inequality, Injustice and Exploitation: The Different Blends in Assam Tea“ beteiligt. Während die Themen Geschlecht und Arbeit im Fokus ihrer Arbeit stehen, gehören zu ihren weiteren Forschungsinteressen auch die Bereiche Peripherien, Intersektionalität, urbane Studien und Migration.
Literatur
„From “Plantation Workers” to “Naukrāni”. The Changing Labour Discourses of Migrant Domestic Workers“. Journal of South Asian Development 13, Nr. 2 (im Erscheinen).
mit Nandini Ghosh. „Debating Intersectionalities. Challenges for a Methodological Framework“. South Asia Multidisciplinary Academic Journal, im Erscheinen.
Activism and Agency in India. Nurturing Resistance in the Tea Plantations. London: Routledge, 2017.
„Too Much or Too Little? Paradoxes of Disability and Care Work in India“. Review of Disability Studies 13, Nr. 4 (2017).
mit Zaad Mahmood. „Judicial Intervention and Industrial Relations. Exploring Industrial Disputes Cases in West Bengal“. Industrial Law Journal 46, Nr. 3 (September 2017): 366–96.
„We Are Still Junglis to Them. Institutionalising Marginalities Among the Adivasis in Dooars“. In From the Margins to the Mainstream. Institutionalising Minorities in South Asia, herausgegeben von Hugo Gorringe, Roger Jeffery, und Suryakant Waghmore. Thousand Oaks, CA: SAGE Publications, 2016.
Zuletzt aktualisiert: 23. März 2021
Professor Jennifer Burrell
University at Albany SUNY, USA
(Februar - März 2021)
“Workers, Respected, Responsible”: Migration, Work and Generational Conflict among the Maya
Jennifer Burrell ist außerordentliche Professorin für Anthropologie an der University at Albany, State University of New York. Sie schloss ihre Dissertation im Jahr 2005 an der New School for Social Research ab. 2002 besuchte sie das Seminar zu internationalem Strafrecht, humanitärem Völkerrecht und Menschenrechten an der Universität Salzburg. Zu ihren Forschungsinteressen zählen Umgang mit Macht, politische und strukturelle Gewalt, politische Ökonomie und die Entstehung von Ungleichheiten. Jennifer Burrell forscht in Guatemala, Mexiko und den Vereinigten Staaten von Amerika zu Migration, Sicherheit, Menschenrechten und Staatswesen. In ihrem aktuellen Projekt untersucht sie Fragen von Recht und Generation an der Schnittstelle von Migration und Sicherheit unter Migranten in den USA und innerhalb ihrer ursprünglichen Gemeinschaften in Mexiko und Zentralamerika. Burrell war von 1999 bis 2000 Stipendiatin des Fulbright-Programms in Guatemala. Ihre Forschungsarbeiten wurden unterstützt von der Wenner-Gren Foundation, der Gerda Henkel Stiftung und dem Programa de Investigación de Migración y Salud (PIMSA). Im Jahr 2013 veröffentlichte sie die beiden Bücher Maya After War: Conflict, Power and Politics in Guatemala (University of Texas Press) und Central America in the New Millennium (Berghahn).
Literatur
mit Ellen Moodie. “The Post-Cold War Anthropology of Central America“. Annual Review of Anthropology 44 (2015): 381–400.
Maya After War. Conflict, Power, and Politics in Guatemala. Austin, TX: University of Texas Press, 2013.
mit Ellen Moodie, Hrsg. Central America in the New Millennium. Living Transition and Reimagining Democracy. New York, NY: Berghahn, 2013.
“Ephemeral Rights and Securitized Lives. Migration, Mareros and Power in Millennial Guatemala“. In Central America in the New Millennium. Living Transition and Reimagining Democracy, herausgegeben von Jennifer Burrell und Ellen Moodie, 146–60. New York, NY: Berghahn, 2013.
“(After) Lynching“. In War by Other Means. Aftermath in Post-Genocide Guatemala, herausgegeben von Carlota McAllister und Diane M. Nelson, 241–60. Durham, NC: Duke University Press, 2013.
mit Elena P. Bilbao González, und James Collins. „La migración Mexicana y su acceso a los servicios de salud. Una perspectiva binacional desde puebla y la región de la capital del estado de Nueva York“. Iberóforum. Revista de Ciencias Sociales de la Universidad Iberoamericana VII, Nr. 13 (2012): 61–97.
“In and Out of Rights. Security, Migration, and Human Rights Talk in Postwar Guatemala“. The Journal of Latin American and Caribbean Anthropology 15, Nr. 1 (2010): 90–115.
“Migration and the Transnationalization of Fiesta Customs in Todos Santos Cuchumatán, Guatemala“. Latin American Perspectives 32, Nr. 5 (2005): 12–32.
Zuletzt aktualisiert: 23. März 2021
Professor Josef Ehmer
Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien, Österreich
(Juli 2020)
Life Course, Work and Labour: Historical, Sociological and Anthropological Perspectives
Josef Ehmer ist Professor emeritus für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien und Associate Fellow bei re:work. Er war Professor für Allgemeine Neuere Geschichte an der Universität Salzburg (1993-2005) und Gastwissenschaftler an zahlreichen internationalen Forschungsinstitutionen, wie z.B. dem Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen; der Cambridge Group for the History of Population and Social Structure; dem Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin; dem European University Institute in Florenz. Sein Schwerpunkt liegt in der neueren Sozialgeschichte im europäischen Vergleich, insbesondere zu den Themen Familie, Alter, und Lebenslauf; Arbeiter und Arbeit; Migrationen; und Historische Demographie.
Ziel des Forschungsaufenthalts ist die Fertigstellung eines Sammelbandes zum Thema Life course, work and labour: historical, sociological and anthropological perspectives, den Josef Ehmer gemeinsam mit Carola Lentz herausgibt. Der Band will die wechselseitigen Beziehungen zwischen Arbeit und Lebenslauf – erstmals in der einschlägigen internationalen Forschung - in einer breiten Kombination disziplinärer, zeitlicher und geographischer Perspektiven untersuchen: mit geschichtswissenschaftlichen, soziologischen und sozialanthropologischen Fallstudien, die vom (europäischen) Mittelalter bis zur Gegenwart reichen und unterschiedliche Weltregionen einschließen. Zudem soll über die Fallstudien und die Grenzen der beteiligten Disziplinen hinweg ein gemeinsames begriffliches, methodisches und theoretisches Reflexionsniveau erarbeitet werden. Die Arbeit an dem Band umfasst drei Bereiche: erstens die Vorbereitung eines Autorenworkshops im Juli 2020; zweitens die Abfassung eines Einleitungskapitals durch die beiden Herausgeber, und drittens die Fertigstellung eines eigenen Beitrags zum Thema „The life-course regime of small commodity production in early modern Europe“.
Literatur
„Zur Geschichte des Normalarbeitsverhältnisses. Rekonstruktion und Kritik“. In Normalarbeit. Nur Vergangenheit oder auch Zukunft?, herausgegeben von Johanna Muckenhuber, Josef Hödl, und Martin Griesbacher, 21–39. Bielefeld: transcript, 2018.
„Arbeitsdiskurse im deutschen Sprachraum des 15. und 16. Jahrhunderts“. In Semantiken von Arbeit. Diachrone und vergleichende Perspektiven, herausgegeben von Jörn Leonhard und Willibald Steinmetz, 93–114. Köln: Böhlau, 2016.
“Work versus Leisure. Historical Roots of the Dissociation of Work and Later Life in Twentieth-Century Europe“. In Challenges of Aging. Pensions, Retirement and Generational Justice, herausgegeben von Cornelius Torp, 135–64. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2015.
“Attitudes to Work, Class Structures, and Social Change. A Review of Recent Historical Studies“. International Review of Social History 59, Nr. 01 (2014): 99–117.
Bevölkerungsgeschichte und Historische Demographie 1800-2010. 2., um einen Nachtrag erweiterte Auflage. München: Oldenbourg, 2013.
„Altersstrukturen im historischen Wandel. Demographische Trends und gesellschaftliche Bewertung“. In Alter(n) anders denken. Kulturelle und biologische Perspektiven, herausgegeben von Brigitte Röder, Willemijn de Jong, und Kurt W. Alt, 403–36. Köln: Böhlau, 2012.
“Quantifying Mobility in Early Modern Europe. The Challenge of Concepts and Data“. Journal of Global History 6, Nr. 02 (2011): 327–38.
Ruhestand [= Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 22 (3)], Hrsg. Innsbruck: StudienVerlag, 2011.
mit Jens Ehrhardt, und Martin Kohli, Hrsg. Fertility in the History of the 20th Century. Trends, Theories, Policies, Discourses [= Special Issue Historical Social Research, 36 (2)]. Köln: Zentrum für Historische Sozialforschung, 2011.
“Discourses on Work and Labour in Fifteenth- and Sixteenth-Century Germany“. In Work in a Modern Society. The German Historical Experience in Comparative Perspective, herausgegeben von Jürgen Kocka, 17–36. New York: Berghahn, 2010.
Zuletzt aktualisiert: 29. August 2018
Professor Daniel Eisenberg
School of the Art Institute of Chicago, USA
(Januar - März 2021)
re:working labour
Daniel Eisenberg lebt und arbeitet in Chicago als Professor an der Fakultät für Film, Video, neue Medien, Animation und visuelle und kritische Studien am School of the Art Institute. Seine Filme und Videos, die er seit nunmehr dreißig Jahren produziert, bewegen sich an der Grenze zwischen Dokumentarfilmen und experimentellen Medienformaten. Sie wurden in Europa, Asien und auf dem gesamten amerikanischen Kontinent gezeigt. Unter anderen organisierten das Museum of Modern Art in New York, das Centre Georges Pompidou in Paris, das Pacific Film Archive in Berkeley, das Hirshhorn Museum in Washington, das American Museum of the Moving Image in New York, das Musée du Cinema in Brüssel, das De Unie in Rotterdam und das Berliner Arsenal Kino Einzelausstellungen seiner Arbeiten. Seine Filme wurden auch auf Festivals wie der Berlinale, dem Sydney Film Festival, dem London Film Festival, dem Jerusalem Film Festival, dem FIDMarseille und dem Whitney Biennial in New York gezeigt. Zahlreiche Konferenzen und Symposien waren ebenfalls seinen Arbeiten gewidmet, darunter die erste International Walter Benjamin Conference in Portbou, Barcelona. Für seine Filme erhielt Eisenberg zahlreiche Preise, Stipendien und Ehrungen. Hierunter waren der Berlin Prize of the American Academy in Berlin sowie ein John Simon Guggenheim, ein D.A.A.D. Berliner Künstlerprogramm, ein Illinois Arts Council Media Arts, ein Creative Capital und ein National Endowment for the Arts Stipendium. Zu den Preisen, mit denen er geehrt wurde, gehören unter anderem der Prix Georges De Beauregard International beim FIDMarseille und die Preise des arc+film Festival in Graz, des Ann Arbor Film Festivals, des Black Maria Film and Video Festivals und der Preis des New England Film Festivals. Seine Filme sind Teil der Sammlungen des Centre Georges Pompidou in Paris, der Arsenal-Experimentale in Berlin, des Nederlands Filmmuseum in Amsterdam, des Hauses des Dokumentarfilms in Stuttgart sowie der Sammlungen vieler Universitäten, Kunst- und Filmschulen.
Eisenbergs fortlaufende und global angelegte Serie von Filmen und Installationen in Fabriken „The Unstable Object“ wurde unter anderem im Museum of Arts and Design in New York und auf der 3rdIstanbulDesignBiennial gezeigt.
Literatur
The Unstable Object. 67 min, Dokumentarfilm, 2011. (Passwort: unstable071011)
Something More Than Night. 73 min, Dokumentarfilm, 2003.
Persistence. 86 min, Dokumentarfilm, 1997.
Displaced Person. 11 min, Dokumentarfilm, 1991.
Cooperation of Parts. 40 min, Dokumentarfilm, 1983.
Zuletzt aktualisiert: 23. März 2021
Kodzo Gozo
Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland / Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne, Frankreich
(März - Juni 2021)
Die Ambivalenzen der deutsch-togoischen Beziehungen: Zwischen Kolonialgedächtnis, Interessen und gleichberechtigter Partnerschaft (1960-1990)
Kodzo Gozo, M.A. ist ein togoischer Doktorand (Paris/Berlin). Nach einer germanistischen Ausbildung wendete er sich an der Universität Göttingen den Geschichtswissenschaften zu. Neben der togoischen Geschichte interessiert er sich für die deutsche und französische Imperiengeschichte, Intermediaries Studies, aber auch für identitäre Fragen.
Er widmet sich derzeit dem Abschluss seiner Dissertation « Die Ambivalenzen der deutsch-togoischen Beziehungen: Zwischen Kolonialgedächtnis, Interessen und gleichberechtigter Partnerschaft». Hierin befasst er sich kritisch mit dem Verlauf der deutsch-togoischen Interaktionen von ihren Anfängen in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1990. Dabei bringt er die deutschen sowie die togoischen Perspektiven auf solche Interaktionen in einen Dialog, was in den Historiographen zu Beziehungen zwischen westlichen und afrikanischen Ländern oftmals fehlt. In der Untersuchung bettet er jeweils eine Imperiengeschichte, eine Global Intellectual History sowie eine Geschichte der internationalen Beziehungen ein, die der Neudefinition deutsch-afrikanischer Verhältnisse seit den 1960er Jahren Rechnung trägt und auf die einstigen anfänglichen deutsch-togoischen ‘special relations’ zugeschnitten wird.
Parallel zur Dissertation stellt Herr Gozo bei re:work einen Artikel mit dem Titel « Bundisme et l’Allemagne : (Re)penser une « collaboration » trans-impériale pour un retour allemand au Togo, 1923-1955 » fertig.
Literatur
« Interactions ordinaires en contexte impérial allemand: les ambivalences des relations entre Gidi-Gidi et l’administration allemande au Togo (1887-1914) », Monde(s) (2023 forthcoming).
« Trois acteurs privés de la diplomatie du Land de Bavière au Togo, 1977-1990: L’Association Bavaro-Togolaise et les Fondations Hanns-Seidel et Eyadéma », in Les Cahiers Sirice, n° 25, 2020/2, p. 51-58.
Zuletzt aktualisiert: 24. März 2021
Professor Mischa Honeck
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
(Oktober 2019 - September 2020)
Anti-Aging Work
Mischa Honeck ist Historiker der Vereinigten Staaten. Seine Arbeit nimmt die Schnittpunkte zwischen nationaler und globaler Geschichte in den Fokus. Sein Interesse richtet sich dabei auf Arten und Wege in denen Menschen, Ideen und Objekte aus Nordamerika mit verschiedenen anderen Teilen der Welt – oftmals asymmetrisch - interagiert haben. Zwei Jahrhunderte umfassend, beschäftigte sich sein Beitrag zum aufkeimenden Thema “Amerika und die Welt“ mit den Begriffen Rasse, Ethnizität, Gender, Kindheit, Jugend und Imperialismus.
Aus Honecks Forschung gingen zwei Monografien hervor. Sein erstes Buch, We Are the Revolutionists, beschäftigt sich mit dem Zusammentreffen zwischen schwarzen und weißen Anti-Sklaverei-Aktivisten und radikalen europäischen Exilanten in der Ära des Bürgerkriegs in den Vereinigten Staaten. Sein zweites Buch, Our Frontier Is the World, berichtet wie die Pfadfinderbewegung die US-amerikanischen Expansion im 20. Jahrhundert begünstigte. Darüber hinaus gab Honeck zwei Essays heraus: Germany and the Black Diaspora und War and Childhood in the Era of the Two World Wars.
Honeck promovierte und habilitierte an der Universität Heidelberg (2008 und 2016). Sechs Jahre lang war er Research Fellow am German Historical Institute in Washington DC. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland kam er an die Historische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Von Oktober 2018 bis September 2019 hatte Honeck eine Gastprofessur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Duisburg-Essen inne.
Literatur
„Rubble and Rebirth: Postwar Rejuvenation and the Erasure of History“. Journal of Social History, im Erscheinen.
„Youth Organizations“. Docupedia-Zeitgeschichte, 2019.
Our Frontier Is the World. The Boy Scouts in the Age of American Ascendancy. The United States in the World. Ithaca, NY: Cornell University Press, 2018.
mit James Alan Marten, Hrsg. War and Childhood in the Era of the Two World Wars. Publications of the German Historical Institute. Cambridge ; New York, NY: Cambridge University Press, 2018.
mit Gabriel Rosenberg. „Transnational Generations: Organizing Youth in the Cold War“. Diplomatic History 38, Nr. 2 (2014): 233–39.
mit Martin Klimke, und Anne Kuhlmann, Hrsg. Germany and the Black Diaspora. Points of Contact, 1250-1914. Studies in German History. New York, NY: Berghahn Books, 2013.
We Are the Revolutionists. German-Speaking Immigrants & American Abolitionists After 1848. Race in the Atlantic World, 1700-1900. Athens, GA: University of Georgia Press, 2011.
Zuletzt aktualisiert: 23. März 2021
Dr. Nurçin Ileri
Forum Transregionale Studien/EUME (Europe in the Middle East- the Middle East in Europe), Deutschland
(Oktober 2020 - Juni 2022)
The Electrification of Istanbul: Technology, Politics, and Everyday Life
Nurcin Ileri ist Historikerin aus der Türkei. Der Schwerpunkt ihrer Forschung liegen auf die Urban Studies, die Technologiegeschichte und die Geschichte der Infrastruktur im späten Osmanischen Reich und der frühen türkischen Republik.
Ileri promovierte 2015 an der geschichtswissenschaftlichen Fakultät der Binghamton University. Ihre Dissertation, A Nocturnal History of fin de siècle Istanbul, wirft ein Licht auf die soziale und materielle Geografie der Nacht, die über die Dichotomie der ‚Stadt der funkelnden Muße und des Konsums‘ oder der ‚Stadt von Armut und Verbrechen‘ hinausgeht.
Sie unterrichtete Geschichte des Osmanischen Reichs und zeitgenössischen Türkei an den Universitäten Boğaziçi und Işık (2012 – 2018). Sie arbeitete als Assistenzkoordinatorin des Archiv- und Dokumentationszentrums der Boğaziçi Universität. Dort leitete sie ein Projekt mit dem Titel “Histories of Science, Culture and Education in Istanbul Through Personal Archives” und war in der Kuration und Erstellung von Material für Online- und Präsenz-Ausstellungen eingebunden. Sie verbrachte ein Jahr als Post-Doc-Fellow am Historischen Institut der Université Grenoble Alpes (2018-2019) und sechs Monate als Gastwissenschaftlerin am Center of Metropolitan Studies der Technische Universität Berlin (2019-2020).
Ileri ist derzeit EUME-Fellow am mit re:work (IGK Arbeit und Lebenslauf in globalgeschichtlicher Perspektive) und der Humboldt-Universität assoziierten Forum Transregionale Studien. Ihr Projekt “The Electrification of Istanbul: Technology, Politics, and Everyday Life” nimmt die Anstrengungen in den Blick, ein Kraftwerk urbanen Ausmaßes und ein Stromnetz in Istanbul aufzubauen. Darüber hinaus untersucht sie, wie sich die Elektrifizierung und deren Infrastruktur Formen der Öffentlichkeit, Industrialität und des Haushalts veränderte und wie sich der Rhythmus des Alltags wandelte.
Weiterhin richtet sich ihr Blick darauf, wie der Transfer, die Bildung, die Distribution und der Konsum dieser neuen Technologie eine Breite an Begegnungen und Dialogen zwischen staatlichen Institutionen, städtischen Behörden, multinationalen Investoren, Experten, Arbeitern und Konsumenten hervorrief. Ileri untersucht, wie das elektrische Netzwerk der Artefakte, des Wissens, der Arbeit und der politischen Ideen neue Hierarchien und Ungleichheiten in Institutionen im gewachsenen und erbauten städtischen Umfeld und im Alltag verstärkte. Ihre Forschung fußt auf einem breiten Fundament von Quellen: staatliche Archive, ausländische diplomatische Archive, Archive von Firmen und Konsortien, lokale Zeitschriften und Lebenserinnerungen. Sie zeigt auf, wie die Geschichte der Elektrifizierung in Istanbul am Schnittpunkt zwischen transnationalen politischen und ökonomischen Netzwerken steht und eine andere Geschichte des globalen Kapitalismus erzählt – in nahöstlichem und im europäischem Kontext.
Literatur
Tarihçilerden Başka Bir Hikâye (= A Different Story by Historians), eds. Ebru Aykut, Nurçin İleri, Fatih Artvinli, İstanbul: Can Yayınları, 2019.
“Kayıp bir Müzenin İzinde: Robert Kolej’in Bilimsel Koleksiyonları,” (= In search of a Lost Museum: Scientific Collections of Robert College) Nurçin İleri and Semih Çelik (eds.) in “Tasniften Teşhire: Osmanlı’dan Cumhuriyet’e Doğa Tarihi Müzeleri” (From Classification to Display: Natural History Museums from Ottoman Empire to Turkish Republic) Toplumsal Tarih 311, Kasım 2019, 50-57.
“Hangi Usül Tenvir: Havagazı mı Elektrik mi?” (= Which Type of Illumination: Coal Gas or Electricity), in İstanbul Araştırmaları Yıllığı, İstanbul Research Institute, 2018, 205-216.
"Nightlife and Temporal Order in fin de siècle Istanbul" in special issue titled "Inquiring Temporal Otherness: Timekeeping and Attitudes towards Time in the Balkans and the Ottoman Empire" Etudes balkaniques, 2/2017, 295-325.
"Allure of the Light, Fear of the Dark: Nighttime Illumination, Spectacle, and Order in Fin-de-Siècle Istanbul" Comparative Studies of South Asia, Africa and the Middle East 2017, Vol 37, No 2, 280-298.
"Between the Real and the Imaginary: Late Ottoman Istanbul as a Crime Scene" Journal of the Ottoman and Turkish Studies Association, Vol. 4, No. 1, May 2017, 95-116.
Zuletzt aktualisiert: 23. März 2021
Professor Preben Kaarsholm
Roskilde Universitet, Dänemark
(März - Juni 2021)
From Slaves to Citizens: Aspirational Strategies and Changing Life Course Regimes among the Durban “Zanzibaris”
Preben Kaarsholm ist Professor für internationale Entwicklungsstudien an der Roskilde University. Sein Forschungsinteresse galt zunächst den romantisierten antikapitalistischen und antiimperialistischen Bewegungen in Europa und später den Siedlerstaaten und postkolonialen Entwicklungen im südlichen Afrika. Er hat zahlreiche Texte zu Gewalt und Demokratiebestreben sowie zu Moraldebatten und Lokalpolitik in städtischen Slums veröffentlicht. In den letzten Jahren galt der Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit dem Indischen Ozean, den transnationalen islamischen Bewegungen sowie den Netzwerken von Arbeitsmigration und -kontrolle. Er verfügt über große Erfahrung bei der kollaborativen Recherche mit Universitäten in Afrika und Indien und ist Koordinator der gemeinsamen AEGIS-Forschungsgruppe zu Afrika im Raum des Indischen Ozeans.
Bei re:work wird sich Kaarsholm mit dem Veränderungsprozess beschäftigen, den verschiedene Formen unfreier Arbeit im westlichen Indischen Ozean durchlaufen haben: von der Sklaverei über die Vertragsknechtschaft bis hin zu migrantischen und modernen Formen der Vertragsarbeit. Ein besonderer Fokus seiner Arbeit gilt den Beziehungen zwischen Südasien, den afrikanischen Inseln im Indischen Ozean und dem südlichen Afrika. Untersucht werden dabei sowohl Sende- wie Empfängerländer, der sich verändernde regulatorische Rahmen, in dem die Arbeitskräftebeschaffung erfolgte, sowie das artikulierte Selbstverständnis von Arbeiter/-innen und ihren Familien in einem Entwicklungsprozess von einer subalternen Stellung hin zu einer Position angehender Bürger/-innen.
Literatur
„From Abolition of the Slave Trade to Protection of Immigrants. Danish Colonialism, German Missionaries, and the Development of Ideas of Humanitarian Governance from the Early Eighteenth to the Nineteenth Century“. Atlantic Studies 17, Nr. 3 (2020): 348–74.
mit Bodil Folke Frederiksen. „Amaoti and Pumwani. Studying Urban Informality in South Africa and Kenya“. African Studies 78, Nr. 1 (2019): 51–73.
„Indian Ocean Networks and the Transmutations of Servitude. The Protector of Indian Immigrants and the Administration of Freed Slaves and Indentured Labourers in Durban in the 1870s“. Journal of Southern African Studies 42, Nr. 3 (2016): 443–61.
„Islam, Secularist Government, and State–Civil Society Interaction in Mozambique and South Africa Since 1994“. Journal of Eastern African Studies 9, Nr. 3 (2015): 468–87.
„Zanzibaris or Amakhuwa? Sufi Networks in South Africa, Mozambique and the Indian Ocean“. The Journal of African History 55, Nr. 2 (2014): 191–210.
„Transnational Islam and Public Sphere Dynamics in KwaZulu-Natal. Rethinking South Africa’s Place in the Indian Ocean World“. Africa 81, Nr. 1 (2011): 108–31.
Zuletzt aktualisiert: 03. August 2020
Professor Patricia Landolt
University of Toronto
(April - Juni 2021)
Politics and Policy in the Global City
Patricia Landolt ist Professorin für Soziologie an der Universität von Toronto. Sie promovierte 2001 an der Johns-Hopkins-Universität.
Professor Landolt untersucht die Beziehung zwischen globaler Migration und sozialer Ungleichheit durch eine gemeinschaftsengagierte Forschungspraxis mit dem Fokus auf transnationale Migration, prekäre Arbeit und prekärem Rechtsstatus und der Politik fehlender Staatsbürgerschaft. Ihre derzeitigen Projekte untersuchen Nicht-Staatsbürgerschaft, prekären Rechtsstatus als hauptsächliche Verwerfungslinie der sozialen Ungleichheit im kolonialen Kanada der Siedler. Sie zeigen das Material und die diskursive Fragilität des liberalen Multikulturalismus als Projekt der Ausformung von Nationalstaaten.
Derzeit arbeitet Landolt an zwei Projekten. Zunächst das Projekt “Citizenship and Employment Precarity (CEP)” (gemeinsam mit Professor Luin Goldring von der York University), das die Beziehung zwischen Einwanderungsstatus bei Ankunft (in Kanada) und Job-Perspektiven im Laufe der Zeit untersucht. CEP hat erfolgreich einen zwanzigminütigen Online-Fragebogen in sechs Sprachen, beantwortet von 1.300 Erwachsenen im arbeitsfähigen Alter aus der Region Toronto, die nach Kanada ohne permanenten Aufenthaltstitel einreist sind, ausgewertet. Die Analyse der Fragebögen begann im Januar 2021 und erste Ergebnisse über den Zusammenhang zwischen unsicherem kategorialem Einwanderungs- und Rechtsstatus, dem Entwicklungsverlauf des Staatsbürgerstatus‘ und prekärer Arbeit werden im Mai 2021 veröffentlicht.
In einem zweiten Projekt betrachtet Professor Landolt die Politik der prekären Nicht-Staatsbürgerschaft mit einem Fokus auf den Zugang zu medizinischer Versorgung und öffentlichem Bildungswesen: zwei institutionell zentrale Bereiche des liberalen Verständnisses von Staatsbürgerschaft in Kanada. In diesem Projekt zieht Landolt theoretische und methodische Beiträge der Assemblage-Theorie heran, um die ‚Macht auf Bewährung‘ und die multi-skalaren Bedingungen der prekären Nicht-Staatsbürgerschaft zu untersuchen. Diese Untersuchung warf Fragen hinsichtlich der Verknüpfung von prekärer Nicht-Staatsbürgerschaft und dem Staatsbürgerschaftsabkommen als zentrale, vielleicht einzig nachhaltige, Art und Weise der Zugehörigkeit zu Kanada auf.
Bei re:work wird Landolt weiter an ihrem Manuskript mit dem Arbeitstitel Educating the Non/Citizen: The Conditionalities of Liberal Membership arbeiten. Das Fundament dieses Buches sind 120 eingehende Interviews, die zwischen 2009 und 2019 mit den unterschiedlichsten Arten von Angestellten im Bildungssystem geführt wurden. In dieser Arbeit (gemeinsam mit Paloma Villegas von der California State University - San Bernadino) untersucht Landolt wie Angestellte im öffentlichen Bildungssystem bzw. in Kanadas größter Schulbehörde Material und diskursive Grenzbereiche im Eintritt in die Schulausbildung für Menschen mit prekärem Rechts- bzw. Einwanderungsstaus produzieren. Das Projekt sammelt Schulung, Rollen und Wesensart der Angestellten im öffentlichen Dienst. Es analysiert, wie ebenderen Verständnis von Kanadas Platz im System globaler Migration und deren Vorstellung von Ethnizität, Klasse und Familienstrukturen zusammenwirken, um einen zusätzlichen Grenzbereich zu erschaffen, der die Bedingungen für den Zugang zum Bildungssystem für Familien mit prekärem Rechts- bzw. Einwanderungsstatus definiert. Diese Definition des Grenzbereichs werfen ein klares Licht auf die Bedingungen von Teilhabe im Herzen eines liberal-multikulturellen Projektes.
Literatur
Landolt, Patricia, Luin Goldring & Paul Pritchard. 2021. “Decentering methodological nationalism to survey precarious legal status trajectories”. International Journal of Social Science Methodology, https://doi.org/10.1080/13645579.2020.1866339
Villegas, Paloma, Patricia Landolt, Victoria Freeman, Joe Hermer, Ranu Basu and Bojana Videkanic. 2021. “Contesting Settler-Colonial Accounts: Temporality, Migration and Place-Making in Scarborough, Ontario”, Studies in Social Justice. https://doi.org/10.26522/ssj.v14i2.2211
Goldring, Luin and Patricia Landolt. 2021. From Illegalized Migrant toward Permanent Resident: Assembling Precarious Legal Status Trajectories and Differential Inclusion in Canada. Journal of Ethnic and Migration Studies. https://doi.org/10.1080/1369183X.2020.1866978
Landolt, Patricia. 2020. “Assembling the Local Politics of Noncitizenship: Contesting Access to Healthcare in Toronto-Sanctuary City”, Social Problems https://doi.org/10.1093/socpro/spaa046
Landolt, Patricia and Luin Goldring. 2016. “Assembling Noncitizenship through the Work of Conditionality,” Citizenship Studies 19(8): 853-869
Goldring, Luin and Patricia Landolt (editors). 2013. Producing and Negotiating Non-Citizenship: Precarious Legal Status in Canada. Toronto: University of Toronto Press.
Goldring, Luin and Patricia Landolt 2011. “Caught in the Work–Citizenship Matrix: the
Lasting Effects of Precarious Legal Status on Work for Toronto Immigrants,” Globalizations 8 (3): 325-341
Zuletzt aktualisiert: 25. März 2021
Professor Carola Lentz
Institut für Ethnologie und Afrikastudien, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Germany
(April - Juli 2020)
Carola Lentz ist Seniorforschungsprofessorin am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ihre aktuellen Forschungsinteressen gelten den Beziehungen zwischen Ethnizität und Nationalismus, staatlicher und familiärer Erinnerungspolitik und der Herausbildung von Mittelklassen. Regional liegt ihr Schwerpunkt auf Westafrika, insbesondere Ghana und Burkina Faso. Vor ihrer Professur in Mainz (2002-19) lehrte und forschte Lentz an der Freien Universität Berlin (1987-93) sowie der Goethe-Universität Frankfurt am Main (1995-2002). Sie war Fellow an verschiedenen internationalen Instituten, u.a. am Netherlands Institute for Advanced Study in the Humanities and Social Sciences, am W.E.B. Du Bois Institute for African and African American Research, Harvard University, und am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Als Fellow von Re:Work (2012-13) arbeitete sie zu Mittelklassen im Globalen Süden. Für ihre Monografie Land, Mobility and Belonging in West Africa (2013) wurde sie mit dem Melville J. Herskovits-Preis ausgezeichnet. 2011-15 war sie Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde. 2014 wurde sie in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften aufgenommen, war 2016-18 Sekretarin der Sozialwissenschaftlichen Klasse und ist seit 2018 Vizepräsidentin der Akademie.
Seit November 2020 ist Lentz Präsidentin des Goethe-Instituts.
Ziel des Forschungsaufenthalts 2019-20 ist die Fertigstellung eines Sammelbandes zum Thema Life course, work and labour: historical, sociological and anthropological perspectives, den Carola Lentz gemeinsam mit Josef Ehmer herausgibt. Der Band untersucht – erstmals in der einschlägigen internationalen Forschung – die wechselseitigen Beziehungen zwischen Arbeit und Lebenslauf in einer breiten Kombination unterschiedlicher disziplinärer, zeitlicher und geographischer Perspektiven. Er umfasst geschichtswissenschaftliche, soziologische und sozialanthropologische Fallstudien, vom (europäischen) Mittelalter bis zur Gegenwart und aus unterschiedlichen Weltregionen. Über die Fallstudien und disziplinäre Grenzen hinaus soll ein gemeinsames begriffliches, methodisches und theoretisches Repertoire erarbeitet werden. Der Forschungsaufenthalt dient der Vorbereitung eines Autorenworkshops im Juli 2020, der Abfassung eines Einleitungskapitels der beiden Herausgeber und der Fertigstellung eines eigenen Beitrags zum Thema „Family, work and social mobility: perspectives from Ghana“.
Literatur
Elites or Middle Classes? Lessons from Transnational Research for the Study of Social Stratification in Africa. Working Papers of the Department of Anthropology and African Studies of the Johannes Gutenberg University Mainz, Bd. 161, 2015.
“‘I Take an Oath to the State, Not the Government.’ Career Trajectories and Professional Ethics of Ghanaian Public Servants”. In States at Work. Dynamics of African Bureaucracies, herausgegeben von Thomas Bierschenk und Jean-Pierre Olivier de Sardan, 175–204. Leiden: Brill, 2014.
Land, Mobility, and Belonging in West Africa. Natives and Strangers. Bloomington, IN: Indiana University Press, 2013.
mit Thomas Bierschenk, und Matthias Krings, Hrsg. Ethnologie im 21. Jahrhundert. Berlin: Reimer, 2013.
“The 2010 Independence Jubilees. The Politics and Aesthetics of National Commemoration in Africa”. Nations and Nationalism 19, Nr. 2 (2013): 217–37.
mit Andrea Behrends. “Education, Careers and Home Ties. The Ethnography of an Emerging Middle Class from Northern Ghana”. Zeitschrift Für Ethnologie 137, Nr. 2 (2012): 139–64.
Ethnicity and the Making of History in Northern Ghana. Edinburgh: Edinburgh University Press, 2006.
Die Konstruktion von Ethnizität. Eine politische Geschichte Nord-West Ghanas, 1870-1990. Köln: Köppe, 1998.
Zuletzt aktualisiert: 25. März 2021
Professor Marcel van der Linden
International Institute for Social History (IISH), Amsterdam, Niederlande
(August - September 2020)
Why Do Workers (Not) Rebel?
Marcel van der Linden (1952) ist Honorary Fellow des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte (Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften), dessen Forschungsdirektor er von 2001 bis 2014 war. Er ist auch Professor emeritus für die Geschichte sozialer Bewegungen an der University of Amsterdam (UvA). Dort erhielt er auch seinen Doktortitel cum laude (1989). Die Universität Oslo verlieh ihm die Ehrendoktorwürde (2008), er erhielt den René-Kuczynski-Preis (Wien 2009) und den Historikerpreis (Bochum 2014). Er war Gastprofessor in Wien (2003 und 2008), er hatte den Marcel-Liebman-Stuhl an der Université Libre de Bruxelles inne (2009–10) und er war Concurrent Professor an der Universität Nanjing (2009–12). Er ist Mitbegründer der Association of Indian Labour Historians (1996), des European Labour History Network (2013) und des Global Labour History Network (2015). Er war und ist weiterhin Vorsitzender der International Social History Association (2005-10, 2010-15, 2015-20). Seine Bücher und Artikel wurden in siebzehn verschiedene Sprachen übersetzt.
Bei re:work wird er an einem Buchmanuskript mit dem Titel „Why Do People Not Rebel?“ arbeiten, und er wird vier Bände des Werks „The Global History of Work: Critical Readings“ abschließen, das 2019 erscheinen soll.
Literatur
mit Gerald Hubmann, Hrsg. Marx’s Capital. An Unfinishable Project? Boston: Brill, 2018.
mit Hofmeester, Karin, Hrsg. Handbook Global History of Work. Berlin: De Gruyter, 2018.
mit Kocka, Jürgen, Hrsg. Capitalism. The Reemergence of a Historical Concept. London: Bloomsbury, 2016.
mit Karl Heinz Roth, Hrsg. Beyond Marx. Theorising the Global Labour Relations of the Twenty-First Century. Leiden: Brill, 2014.
Workers of the World. Essays Toward a Global Labor History. Leiden: Brill, 2008.
Transnational Labour History. Explorations. Burlington, VT: Ashgate, 2003.
Zuletzt aktualisiert: 27. September 2018
Dr. Sybille Marti
Universität Zürich, Schweiz
(Februar 2020 bis Februar 2021)
Invisible and Insecure. A History of Informal Labour in the 20th Century
Sibylle war an der Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und am Zentrum “Geschichte des Wissens” in Zürich beschäftigt. Zurzeit ist sie Lehrbeauftragte für moderne Europäische Geschichte an der FernUniversität in Hagen. Ihre Dissertation verfasste sie zur Geschichte der Strahlenforschung und des Strahlenschutzes in der Schweiz des Kalten Krieges. Sie ist Mitherausgeberin von Bänden zum Imaginären des Kalten Krieges sowie zur Geschichte schweizerischer Rüstungsgüter im Kontext des Kalten Krieges. Forschungsaufenthalte führten sie ans Hamburger Institut für Sozialforschung, die University of Chicago, das Deutsche Historische Institut Paris und das International Institute of Social History in Amsterdam. Bei re:work arbeitet sie an ihrer Habilitation zur Geschichte informeller Arbeit im 20. Jahrhundert. Dieses Forschungsprojekt wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert. Es untersucht die Grenzziehungen zwischen formalisierter und nicht formalisierter Arbeit und nimmt jene Akteure, Diskurse und Praktiken in den Blick, die informelle Arbeit problematisierten und Wissen über solche Arbeitsformen hervorbrachten.
Publikationen
„Economic Boom, Workers’ Literature, and Morality in the West Germany of the 1960s and Early 1970s“. In Moralizing Capitalism, herausgegeben von Stefan Berger und Alexandra Przyrembel, 293–314. Cham: Springer International Publishing, 2019.
„Precarious Work—Informal Work: Notions of ‘Insecure’ Labour and How They Relate to Neoliberalism“. Journal of Modern European History 17, Nr. 4 (2019): 396–401.
Zuletzt aktualisiert: 13. Februar 2020
Professor Nicole Mayer-Ahuja
Universität Göttingen, Deutschland
(Oktober 2020 - März 2021)
Frontiers of Control: Managerial Power Versus Workers’ Power
nicole.mayer-ahuja(at)sowi.uni-goettingen.de
ist am Soziologischen Forschungsinstitut (SOFI) an der Universität Göttingen beschäftigt. Sie ist Soziologin und forscht zu Arbeit in historischer und transnationaler Perspektive. Der Fokus richtet sich dabei auf das Spannungsfeld zwischen unternehmerischen Strategien der Kapitalakkumulation und der (wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen) Regulierung der Produktion und Reproduktion von Arbeitskraft. Sie hat zu Massenarbeitslosigkeit in der Weltwirtschaftskrise (1929ff), der Geschichte von Prekarisierung in der Bundesrepublik seit 1973, Arbeitsorganisation bei Internet-Dienstleistern und deutsch-indischer Projektarbeit in der Softwarebranche publiziert.
Am Kolleg will Nicole Mayer-Ahuja ihren Forschungszugriff um eine Lebenslaufperspektive erweitern. Hinter ihrem Projekt steht die Überlegung, dass arbeitssoziologische Untersuchungen meist eine Momentaufnahme darstellen. Speziell die (Re‑)Produktion von Arbeitskraft umfasst jedoch den gesamten Lebenslauf und wirkt sogar darüber hinaus, weil Arbeitskraft nicht nur täglich, sondern auch im Rahmen der Gesamt-Biographie und sogar transgenerational (re‑)produziert wird. Welche kurz‑ oder langfristigen Ziele verbinden Beschäftigte mit ihrer aktuellen Tätigkeit? Welchen Teil ihrer Biographie prägt die Tätigkeit tatsächlich – und was sagt dies über die widersprüchliche Normierung von Erwerbsarbeit aus? Inwiefern erlaubt es eine Tätigkeit, die Arbeitskraft-(Re‑)Produktion mehrerer Generationen zu sichern – ermöglicht sie Familiengründung oder Unterstützung von Alten, oder wird sie durch die ältere Generation „subventioniert“? An welchem Punkt ihrer Biographie treffen Arbeitende aus verschiedenen Weltregionen in transnationalen Konzernen aufeinander – und welche Wechselwirkungen bestehen zwischen dieser Alterskonstellation, Personaleinsatzstrategien und Arbeitskraft-(Re‑)Produktion? Um diese Fragen zu beantworten, muss Arbeitskraftnutzung im Hier und Jetzt in einer längeren Perspektive und mit Blick auf die vielfältige Verschränkung von Lebensläufen interpretiert werden – eine erste Annäherung soll im Rahmen des Fellowships erfolgen.
Weitere Informationen und Veröffentlichungen finden sich unter:
http://www.sofi-goettingen.de/nc/personen/detail/name/nicole-mayer-ahuja/
Literatur
mit Wolfgang Dunkel, und Heidemarie Hanekop, Hrsg. Blick zurück nach vorn. Sekundäranalysen zum Wandel von Arbeit nach dem Fordismus. Frankfurt M. ; New York, NY: Campus, 2019.
“Normalarbeitsverhältnis”. Ein langer Abschied oder: Zeit für einen neuen Aufbruch?“ In Sozialstaat unter Zugzwang. Zwischen Reform und radikaler Neuorientierung, herausgegeben von A. Doris Baumgartner und Beat Fux, 165–86. Wiesbaden: Springer VS, 2019.
mit Klaus Dörre, Dieter Sauer, und Volker Wittke, Hrsg. Capitalism and Labor. Towards Critical Perspectives. Frankfurt am Main: Campus, 2018.
„Die Globalität unsicherer Arbeit als konzeptionelle Provokation. Zum Zusammenhang zwischen Informalität im ‚Globalen Süden‘ und Prekarität im ‚Globalen Norden‘“. Geschichte und Gesellschaft 43, Nr. 2 (2017): 264–96.
„Everywhere Is Becoming the Same“? Regulating IT-Work between India and Germany. German Writings on India and South Asia. New Delhi: Social Science Press, 2014.
Wieder dienen lernen? Vom westdeutschen „Normalarbeitsverhältnis“ zu prekärer Beschäftigung seit 1973. Berlin: Ed. Sigma, 2003.
Zuletzt aktualisiert: 25. März 2020
Soheb Niazi
Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies, FU Berlin
(April - Juni 2020)
Social Stratification of Muslims at a Qasbah in Colonial India: The Production and Contestation of Social
Hierarchy at Amroha
Publikationen
Zuletzt aktualisiert: 17. März 2021
Dr. Michael Pesek
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
(Juli 2020 - Juni 2022)
Michael Pesek arbeitet über die vorkolonialen bis hin zu den postkolonialen Staatsbildungsprozessen unter besonderer Berücksichtigung von Organisationen wie die OAU, die Organisation for African Unity, oder ECOWAS, die Wirtschaftsgemeinschaft der Westafrikanischen Staaten. Frühere Themen waren unter anderem die kulturellen und religiösen Transferprozesse in den Randgebieten Afrikas am Indischen Ozean und der Kolonialismus der europäischen Staaten in Zentral- und Ostafrika.
Pesek studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin in den Jahren 1990 bis 1996 Theaterwissenschaften im Magisterstudium und in den Nebenfächern Soziologie und Afrikanistik. Seine Dissertation zum Thema Kolonialer Diskurs und koloniale Herrschaft in Deutsch-Ostafrika 1885–1903 nahm die Humboldt-Universität 2004 an.
Von 1998 bis 2003 war Pesek wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Geschichte in Afrika der Humboldt-Universität und hatte anschließend von 2004 bis 2009 am Institut für Afrika- und Asienwissenschaften eine Lehrtätigkeit.
Daneben lehrte er in dieser Zeit auch am Institut für Kulturwissenschaften der Leuphana Universität in Lüneburg, am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaften der Freien Universität Berlin und am Historischen Seminar der Universität Hamburg.
Literatur (Auswahl):
Tanz der Hoffnung, Tanz der Macht. Über Populäre Kulturen und Kolonialismus im östlichen Afrika. Berlin: Das Arabische Buch. (1997)
Geschichte und Performance in Lamu, Kenia (1880-1925). In Fiebach, J. & Mühl-Benninghaus, W. (Hrsg.), Theater und Medien an der Jahrhundertwende . Berlin: Vistas, 117-168. (1997)
Tanz und Text. Über Geschichte, Performance & Oralität. In Schmidt, H. & Wirz, A. (Hrsg.), Afrika und das Andere- Alterität und Innovation. Münster: LIT. (1998)
Kreuz oder Halbmond. Die deutsche Kolonialpolitik zwischen Pragmatismus und Paranoia in Deutsch-Ostafrika, 1908-1914. In Heyden, U.v. & Becher, J. (Hrsg.), Mission und Gewalt. Stuttgart: Steiner, 97-112. (2000)
Eine Gründungsszene des deutschen Kolonialismus. Carl Peters' Expedition nach Usagara, 1884. In Klein-Arendt, R. & Bechhaus-Gerst, M. (Hrsg.), Die (koloniale) Begegnung. AfrikanerInnen in Deutschland 1880-1945. Deutsche in Afrika 1880-1918. Berlin: Peter Lang, 255-268. (2002)
Sulayman b. Nasir al-Lamki and German colonial policies towards Muslim communities in German East Africa. In Bierschenk, T. & Stauth, G. (Hrsg.), Islam in Africa. Münster: LIT, 211-229. (2002)
Islam und Politik in Deutsch-Ostafrika, 1905-1919. In Wirz, A., Bromber, K. & Eckert, A. (Hrsg.), Alles unter Kontrolle- Disziplinierungsverfahren im kolonialen Tanzania (1850-1960). Hamburg: LIT, 99-140. (2003)
Bürokratische Ordnung und koloniale Praxis. Herrschaft und Verwaltung in Preußen und Afrika. In Osterhammel, J. & Conrad, S. (Hrsg.), Das Kaiserreich transnational. Deutschland in der Welt 1871-1914. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 87-106. mit Andreas Eckert. (2004)
Koloniale Herrschaft in Deutsch-Ostafrika. Expeditionen, Militär und Verwaltung seit 1880. Frankfurt a. M.: Campus. (2005)
Die Ankunft des Anderen. Empfangszeremonien im interkulturellen und intertemporalen Vergleich. Frankfurt a.M.: Campus. Baller, S., Pesek, M., Schilling, R., & Stolpe, I. (Hrsg.) (2008)
Das Ende eines Kolonialreiches. Ostafrika im Ersten Weltkrieg. Frankfur a. M.: Campus. (2010)
Professor Derek Peterson
University of Michigan, USA
(Oktober bis Dezember 2019)
Idi Amin and the Making of Modern Uganda: A History of Institutions and Ideas
Derek R. Peterson ist Professor für Geschichte und Afrikawissenschaften an der University of Michigan. Zuvor war er Senior Lecturer für Geschichte und Direktor des Instituts für Afrikawissenschaften an der University of Cambridge. Seine Forschung setzt sich mit der intellektuellen und kulturellen Geschichte Ostafrikas auseinander. Er steht einem fortlaufenden Projekt vor, das gefährdete Regierungsakten in Uganda organisiert, katalogisiert und digitalisiert. In den letzten Jahren arbeitet er mit Kuratoren an einer öffentlichen Ausstellung im Uganda Museum in Kampala. Seine Arbeit als öffentlicher Intellektueller und Historiker wurden 2017 mit einem „Genius-Fellowship“ der John D. and Catherine T. MacArthur Foundation belohnt.
Bei re:work wird Peterson an seinem Buch mit dem vorläufigen Titel 'Idi Amin and the Making of Modern Uganda: A History of Institutions and Ideas’ arbeiten. Das Buch nutzt die neu-katalogisierten Archive der lokalen Verwaltungen als Quelle, um zu erklären, weshalb so viele Ugander einen Grund dafür fanden, das Regime von Amin zu unterstützen. Peterson argumentiert, dass die Amin-Regierung mit einer Transformation der bisherigen sozialen Fragen in zentrale politische Angelegenheiten, die unmittelbares Handeln erforderte, arbeitete. Das Buch konzentriert sich auf bestimmte Institutionen (Radiosender, Archive, Museum und Denkmäler), die der Zeit Bedeutung und Richtung verliehen. Durch das Beschleunigen und das Umorientieren des ugandischen Geschichtsverständnisses, machte die Amin-Regierung alltägliche Belange des täglichen Lebens zu Momenten des immerwährenden Kampfes, einen Ausgleich für das Schicksal schwarzer Ugander zu schaffen.
Literatur
mit Isabel Hofmeyr. „The Politics of the Page: Cutting and Pasting in South African and African-American Newspapers“. Social Dynamics 45, Nr. 1 (2019): 1–25.
mit Emma Hunter, und Stephanie Newell, Hrsg. African Print Cultures. Newspapers and Their Publics in the Twentieth Century. Ann Arbor, MI: University of Michigan Press, 2016.
mit Kodzo Gavua, und Ciraj Rassool, Hrsg. The Politics of Heritage in Africa. Economies, Histories, and Infrastructures. New York, NY: Cambridge University Press, 2015.
Ethnic Patriotism and the East African Revival. A History of Dissent, c. 1935-1972. African Studies Series 122. Cambridge: Cambridge University Press, 2012.
mit Giacomo Macola, Hrsg. Recasting the Past. History Writing and Political Work in Modern Africa. New African Histories Series. Athens, OH: Ohio University Press, 2009.
Creative Writing. Translation, Bookkeeping, and the Work of Imagination in Colonial Kenya. Social History of Africa. Portsmouth, NH: Heinemann, 2004.
Zuletzt aktualisiert: 13. Februar 2020
Professor Seth Rockman
Brown University, Providence, RI, USA
(März - Juni 2021)
Plantation Goods and the National Economy of Slavery in the Industrializing United States
Seth Rockman ist Dozent für Geschichte an der Universität Brown in Providence, Rhode Island (USA). Rockman promovierte 1999 an der Universität California-Davis, lehrte mehrere Jahre am Occidental College in Los Angeles und kam anschließend 2004 an die Fakultät nach Brown. Im Zentrum seiner Forschung stehen die USA in der Zeit zwischen der amerikanischen Revolution und dem amerikanischen Bürgerkrieg mit einem besonderen Fokus auf Arbeitsgeschichte, Sklaverei und der Geschichte des Kapitalismus. Rockman ist Berater am Zentrum für die Erforschung von Sklaverei und Justiz an der Universität Brown. Jüngst hielt er gewählte Positionen in der amerikanischen Historikervereinigung (Organization of American Historians) sowie der Gesellschaft zur Erforschung der frühen amerikanischen Republik (Society of Historians of the Early American Republic). Im Mai 2016 hielt er den Einführungsvortrag zur Konferenz „Free and Unfree Labor in Atlantic and Indian Ocean Port Cities, c.1700–1850“ an der Universität Pittsburgh.
Literatur
„Paper Technologies of Capitalism“. Technology & Culture, im Erscheinen.
mit Sven Beckert, Hrsg. Slavery’s Capitalism. A New History of American Economic Development. Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press, 2016.
„What Makes the History of Capitalism Newsworthy?“ Journal of the Early Republic 34, Nr. 3 (2014): 439–66.
Scraping By. Wage Labor, Slavery, and Survival in Early Baltimore. Baltimore, MD: Johns Hopkins University Press, 2009.
„The Contours of Class in the Early Republic City“. Labor. Studies in Working Class History of the Americas 1, Nr. 4 (2004): 91–107.
Welfare Reform in the Early Republic. A Brief History with Documents. Boston, MA: Bedford/St. Martin’s, 2003.
Zuletzt aktualisiert: 23. März 2021
Ellen Rothenberg
The School of the Art Institute of Chicago, USA
(März - Mai 2021)
re:working labour
Seit den frühen 1980er Jahren konzentriert sich die Arbeit von Ellen Rothenberg auf die Politik des Alltäglichen und das Entstehen von Gemeinschaften durch kollaborative Praxis. Unter dem Einfluss der sozialen und politischen Bewegungen der 1960er Jahre, der Bürgerrechts-, Friedens- und Feminismusbewegung, begann sie, ihre Arbeiten außerhalb konventioneller, institutionalisierter Präsentationsräume anzusiedeln. So verlagerte sich ihre Performance auf die Straße, in städtische Parks, auf U-Bahnsteige und andere öffentliche Räume, wodurch sich auch ihre Rezeption breiter aufstellte. Zur gleichen Zeit fing Rothenberg an, in die Forschung – im Speziellen zu den Themen Feminismusgeschichte sowie Geschichte der Arbeit und Sozialgeschichte – einzutauchen. In Zusammenarbeit mit Historikern, Forensikern und wissenschaftlichen Bibliothekaren und Archivaren entwickelte Rothenberg eine Methodik, die intellektuelle und materielle Arbeit unter einem unhierarchischen Ansatz zusammenführt.
Von ihren Performances der 1970er, über ihre Installationen der 1980er bis zu ihrem kollaborativen Arbeiten in den 1990er Jahren, erforschte Rothenberg formale Grenzen der Produktivität, indem sie responsive Strukturen erschuf, die Partizipation anregten. Diese Strategie treibt Rothenberg weiterhin in ihrer Arbeit an – ob nun ästhetisch, politisch oder sozial. Inklusiv, fruchtbar, kollaborativ, offen – dies ist die charakteristische Essenz ihrer laufenden Arbeiten. Diese Ansätze international ausweitend, schuf Rothenberg gleichsam eine hybride Pädagogik, die sie in ihr Unterrichten einfließen ließ. Mit bestehenden Gemeinschaften zusammenzuarbeiten und gleichsam neue zu erschaffen, wurde ein wichtiger Teil ihrer Arbeit.
Verschiedene Permutationen untersuchend, brachte sie Grafiken und Publikationen, Skulpturen und Objekte, Installationen, Bewegtbild und öffentliche Veranstaltungen hervor. Rothenberg lehnt folgerichtig einen singulären Ansatz in ihrer Arbeit ab: das betrifft ebenso Material und Konzeption, auf deren Beschaffenheit sie detailversessen achtet.
Rothenberg jüngste öffentliche Projekte und Installationen richten ihren Fokus auf globale Migration sowie die politische und soziale Reaktion in den Hinkunftsstaaten; die verflochtenen Geschichten von Wahlaktivismus und Wählerunterdrückung und die Möglichkeiten für individuelle und kollektive Handlungen. Ihre Forschung funktioniert das Archiv durch Präsenz und Aufbau um, indem sie die Architektur öffentlicher Räume und des öffentlichen Lebens vereinnahmt.
Rothenberg lebt und arbeitet zwischen Chicago und Berlin. Neben ihrem Aufenthalt bei re:work ist sie außerordentliche Professorin am The School of the Art Institute of Chicago. Als Inaugural Faculty Research Fellow des SAIC’s Institute for Curatorial Research and Practice (2018/19) kuratierten und organisierten Rothenberg und Daniel Eisenberg die Ausstellung und das internationale Symposium RE:WORKING LABOUR, das sich mit Repräsentationen der Arbeit und der Zukunft der Arbeit auseinandersetzt.
Ausstellungen und Performances (Auswahl)
- The Museum of Contemporary Art, Chicago, USA
- The Museum of Fine Arts, Boston, USA
- The Institute of Contemporary Art, Boston
- The Museum of London, Ontario, Kanada
- The Contemporary Jewish Museum, San Francisco, USA
- Neues Museum Weserburg, Bremen, Deutschland
- Royal Festival Hall, London, UK
- Brukenthal National Museum, Sibiu, Rumänien
Zuletzt aktualisiert: 24. März 2021
Professor Mahua Sarkar
Binghamton University, Vestal, NY, USA
(September 2019 - Januar 2020)
Bidesh Kara (Going Abroad): Bangladeshi Contract Migrants and Contemporary Guest Work.
Mahua Sarkar ist Professorin der Soziologie, Asienkunde, Asian-American-Studies sowie Frauenforschung an der Universität Binghampton, SUNY. Ihre Forschungsbereiche umfassen historische Soziologie, Kultursoziologie, Gender- und Feminismustheorie, postkoloniale Theorie, qualitative Forschungsmethoden, politische Ökonomie der Weltsysteme, staatliche und öffentliche Befehlsgewalt sowie internationale Migration. Zur Zeit arbeitet sie an einem Buch zum Thema zirkulärer Migration von Menschen aus Bangladesch, die in befristeten Arbeitsverhältnissen stehen.
Professor Sakar arbeitet derzeit an zwei Projekten. Das erste ist ein fortgeschrittenes Buchprojekt mit dem Titel Bidesh Kara (Going Abroad): Bangladeshi Contract Migrants and Contemporary Guest Work. Es verbindet Einsichten der politischen Ökonomie mit einer makro-historischen Analyse von Ethnografie, Lebensgeschichte und Archiv-Recherche, um einen umfassenden Einblick in die Konsequenzen der Mobilität für Migranten und deren Familien zu gewähren – besonders, da es moderne Gastarbeit innerhalb der Geschichte der freien Arbeit bzw. der Zwangsarbeit fasst.
Professor Sakars zweites Projekt konzentriert sich auf kommerzielle Leihmutterschaft als einzigartiges Brennglas auf Fragen des transnationalen Flusses – von Menschen, Objekten und Macht – der Armut, ebenso wie ungleiche Entwicklungen, aufstrebende Technologien und radikalisierte und geschlechtsspezifische Arbeitsordnungen.
Literatur
Hrsg. Work out of Place. Berlin: De Gruyter, 2018.
„When Maternity Is Paid-Work. Commercial Gestational Surrogacy at the Turn of the Twenty-First Century“. In Women’s ILO. Transnational Networks, Working Conditions, and Gender Equality, herausgegeben von Eileen Boris, Dorothea Hoehtker, und Susan Zimmermann, 340–59. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2018.
„L’action incertaine. Le contrat de travail temporaire transnational en tant que risque [Uncertain Action. Transnational Temporary Contract Work as Risk]“. In Action et Incertitude. Les épreuves de l’incertain, herausgegeben von Marc-Henry Soulet, 457–83. Basel ; Berlin: Schwabe Verlag, 2018.
„Constrained Labour as Instituted Process. Transnational Contract Work and Circular Migration in Late Capitalism“. European Journal of Sociology / Archives Européennes de Sociologie 58, Nr. 1 (2017): 171–204.
„Between Craft and Method. Meaning and Inter-Subjectivity in Oral History Analysis“. Journal of Historical Sociology 25, Nr. 4 (2012): 578–600.
Visible Histories, Disappearing Women. Producing Muslim Womanhood in Late Colonial Bengal. Durham, NC: Duke University Press, 2008.
Zuletzt aktualisiert: 25. März 2021
Dr. Daniel Tödt
IAAW, Humboldt Universität zu Berlin, Germany
Between the Decks and Docks of Imperial Port Cities: Temporary Work and Changing Life Courses of Africans in Marseille and Antwerp (1880s-1960s)
Daniel Tödt lehrt afrikanische Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Davor war er Postdoc-Fellow im International Graduate Program „The World in the City: Metropolitanism and Globalization from the 19th Century to the Present“. Er studierte Europäische Ethnologie, Afrikastudien und Politikwissenschaften. Seine Dissertation an der Humboldt-Universität zur afrikanischen Elitenbildung in Belgisch-Kongo wurde auf dem 51. Deutschen Historikertag mit dem Preis der ZEIT-Stiftung geehrt. Zu seinen wichtigsten Forschungsinteressen zählen Sozialgeschichte des Kolonialismus, globale Stadtgeschichte und (post-)koloniale Migration.
In seinem Forschungsvorhaben bei re:work befasst er sich mit den ereignisreichen Biographien afrikanischer Hafenarbeiter und Seeleute in Antwerpen und Marseille im Rahmen urbaner und maritimer Netzwerke. Dabei analysiert er den ständigen Wechsel zwischen verschiedenen Arbeitsformen: legale und illegale Arbeit, Arbeitslosigkeit und Gelegenheitsarbeit. Für afrikanische Hafenarbeiter und Seeleute war die imperiale Hafenstadt ein Ausgangspunkt, der größere Mobilität sowie eine Vielfalt an Kontakten versprach, gleichzeitig jedoch ein Ort der Starre, der Abkopplung und des Eingesperrtseins. In dem Projekt soll die Zeitweiligkeit ihrer persönlichen und Arbeitsbiografien hervorgehoben werden, gleichzeitig aber auch ein besonderes Augenmerk auf eine Vielzahl flüchtiger Chancen geworfen werden, das eigene Leben in einer komplexen, einander bedingenden und doch asymmetrischen imperialen Welt zu bestreiten. Anhand des dauerhaft subalternen Status dieser kolonialen Subjekte in den Hafenstädten lassen sich Fragen zur Reichweite der gegenseitigen Bedingtheit, zu horizontalen Verbindungen sowie zu vertikal wirkenden Zwangsverhältnissen in der imperialen Arbeitswelt untersuchen.
Literatur
„Making Second Imperial Cities: Modern Ports, Colonial Connectivity and Maritime Globalization“. Moderne Stadtgeschichte 2 (2019): 115–39.
Elitenbildung und Dekolonisierung. Die Évolués in Belgisch-Kongo 1944-1960. Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Band 228. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2018.
„Vers une histoire culturelle des élites africaines - Parcours d’une recherche inachevée“. In Archives Afrique Europe. Besoins? Collaborations? Avenirs? La RDC, le Rwanda, le Burundi et la Belgique, herausgegeben von Pierre-Alain Tallier und Sabine Eyenga-Cornelis, 141–55. Bruxelles: Algemeen Rijksarchief, 2013.
„Les Noirs Perfectionnés. Cultural Embourgeoisement in Belgian Congo during the 1940s and 1950s“. Working Papers Des Sonderforschungsbereiches 640 4 (2012): 1–23.
Vom Planeten Mars. Rap in Marseille und das Imaginäre der Stadt. Münster: LIT, 2011.
Zuletzt aktualisiert: 06. Februar 2020
Dr. Nitin Varma
Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland
(Januar - Juni 2021)
Domestic Workers in Colonial India
Nitin Varma machte seinen Abschluss in Geschichte an der University of Delhi und der Jawaharlal Nehru University (Delhi). Seinen Doktortitel erhielt er 2011 von der Humboldt-Universität zu Berlin zur Arbeit von sogenannten Kulis – eine generische Kategorie für „ungelernte“ Hilfskräfte in Südasien – auf kolonialen Teeplantagen in Assam. Im 19. Jahrhundert gab es den Versuch, den Begriff sowohl in theoretischer als auch praktischer Hinsicht für „mobilisierte-immobilisierte“ Arbeiter/-innen in Minen, auf Plantagen und bei anderen kolonial-kapitalistischen Unternehmungen neu zu besetzen. Kuli-Arbeit wurde häufig als dezidierte Übergangsform zwischen den Arbeitsbeziehungen der Vergangenheit (Sklaverei) und der Zukunft (freie Arbeit) konzipiert. In seinem Buch „Coolies of Capitalism“ von 2016 argumentiert Nitin Varma, dass Kuli-Arbeit im Rahmen der kolonial-kapitalistischen Plantagen in Assam regelrecht „konstruiert“ wurde. Hauptsansatzpunkt des Buches ist die Frage, welche Rolle der angenommene entfesselte Einfluss des kolonialen Kapitalismus bei der Definition und „Konstruktion“ von Kulis hatte, insbesondere bezogen auf die damit einhergehenden Eventualitäten, Aushandlungsprozesse, Widersprüche und Krisen. In diesem Sinne gab es im Rahmen des plötzlichen Auftauchens der archetypischen Kulis in den Teeplantagen (d. h. importiert und in Schuldknechtschaft) auch immer wieder Brüche, die die Entstehung, die Aufrechterhaltung und den Wandel dieses Archetypen in den Kontext diskursiver und materieller Prozesse verorten.
Von 2015 bis 2018 war Nitin Varma an einem Drei-Jahres-Projekt im Rahmen einer ERC-Forschungsförderung (Starting Grant) beteiligt, bei dem es um Haushaltshilfen im kolonialen Indien ging. Ziel des Projekts war es, einen besonderen Fokus auf die bislang eher vernachlässigten Bereiche der Haushaltsarbeit und der Haushaltshilfen zu richten, ihnen dadurch mehr Aufmerksamkeit im Rahmen der Geschichte der Arbeit einzuräumen und dabei gleichzeitig die Möglichkeiten und Begrenzungen für transregionale Netzwerke, Verknüpfungen und Geschichten zu erkunden. Bei diesem Projekt wurden gleichzeitig „lokale“ und translokale Formen der Haushaltsarbeit aus Sicht der Haushaltshilfen und aus verschiedenen Perspektiven betrachtet: Wie wurden Haushaltshilfen rekrutiert? Welche Beschäftigungs- und Arbeitsbedingungen hatten sie? War die Arbeit als Haushaltshilfe nur eine Lebensphase oder verbrachten die Haushaltshilfen ihr gesamtes Leben mit der sie beschäftigenden Familie? Wie veränderten sich diese Praktiken im Laufe der Zeit und in verschiedenen Regionen? Bei re:work plant Nitin Varma eine Reihe von Publikationen dieses Forschungsprojekts fertigzustellen, einschließlich Beiträgen für Sammelbände, Sonderausgaben von Fachzeitschriften und eine Monographie.
Literatur
„Servant Testimonies and Anglo-Indian Homes in Nineteenth-Century India“. In To Be at Home. House, Work, and Self in the Modern World, herausgegeben von Felicitas Hentschke und James Williams. Boston: De Gruyter Oldenbourg, 2018.
Coolies of Capitalism. Assam Tea and the Making of Coolie Labour. Berlin: De Gruyter Oldenbourg, 2016.
„Unpopular Assam. Notions of Migrating and Working for Tea Gardens“. In Towards a New History of Work, herausgegeben von Sabyasachi Bhattacharya, 227–44. New Delhi: Tulika Books, 2014.
„Coolie Strikes Back. Collective Protest and Action in the Colonial Tea Plantations of Assam, 1880–1920“. In Adivasis in Colonial India. Survival, Resistance, and Negotiation, herausgegeben von Biswamoy Pati, 186–215. New Delhi: Indian Council of Historical Research, 2010.
„For the Drink of the Nation. Drink, Labour and Plantation Colonialism in the Colonial Tea Gardens of Assam in the Late Nineteenth and Early Twentieth Century“. In Labour Matters. Towards Global Histories. Studies in Honour of Sabyasachi Bhattacharya, herausgegeben von Marcel van der Linden und Prabhu P. Mohapatra, 295–318. New Delhi: Tulika Books, 2009.
„Chargola Exodus and Collective Action in the Colonial Tea Plantations of Assam“. Sephis [= Special Issue on Labour in Memory of Late Rajnarayan Chandavarkar] 3, Nr. 2 (2007).
Zuletzt aktualisiert: 27. September 2018
Dr. Aslı Vatansever
Friedrich Ebert Stiftung, Germany
(Oktober - Dezember 2020)
Precarious Trajectories. Early-Career and Mid-Level Researchers Between Resistance and Compliance
Aslı Vatansever promovierte 2010 an der Universität Hamburg. Sie ist Soziologin und der Fokus ihrer Arbeit richtet sich auf Präkarität in akademischem Arbeiten. Ihrer Bücher umfassen die Ursprünge des Islamismus im Osmanischen Reich. Eine weltsystemanalytische Perspektive (Sources of Islamism in the Ottoman Empire, Dr. Kovac Verlag: 2010), Ne Ders Olsa Veririz. Akademisyenin Vasıfsız İşçiye Dönüşümü (Ready to Teach Anything. The Transformation of the Academic into Unskilled Worker, Iletisim: 2015 – co-authored), und At the Margins of Academia. Exile, Precariousness, and Subjectivity (Brill: 2020, forthcoming).
Bei re:work arbeitet Vatansever an einem Projekt mit dem Titel ‘Precarious Trajectories. Early-Career and Mid-Level Researchers Between Resistance and Compliance’. Die enorme Last durch Unterrichten, der stete Druck des Publizierens oder Untergehens und die inhärente Angreifbarkeit durch Befristungen machen Widerstand für prekär lebende Wissenschaftler zu einem zeitraubenden und riskanten Unternehmen. Gefangen in einem immer wieder gewaltsam verlängerten Status als 'Junior Researcher', versuchen Wissenschaftler in befristeten Anstellungen gleichzeitig der eigenen Präkarisation zu entkommen und nach den Regeln des Systems zu spielen, um die eigene Karriere voranzubringen. Mit Blick auf Erfahrungen des akademischen Präkariats, das sich in Initiativen wie Mittelbau und Netzwerk für Gute Arbeit in der Wissenschaft organisieren, wird Vatansevers Projekt folgende Fragen aufnehmen: Unter welchen Umständen gelingt es den Mitgliedern von Anti-Präkariats-Initiativen ihren Protest vor dem Hintergrund forcierter Mobilität und den emotionalen Herausforderungen prekärer Arbeitsbedingungen aufrecht zu erhalten? Wie gehen sie mit materiellen und emotionalen Herausforderungen der Unsicherheit im Job um? Was sind die vermeintlichen und tatsächlichen Risiken des aktiven Widerstands in Hinblick auf den individuellen Karrierefortschritt?
Literatur
At the Margins of Academia. Exile, Precariousness, and Subjectivity. Brill, im Erscheinen.
„Partners in Crime. The Anti-Intellectual Complicity between the State and the Universities in Turkey“. The Journal of Interrupted Studies, 2018, 1–23.
„Sürgün Hükmünde Kararname. Göçebelik, Güvencesizlik ve Özneleşme [= Exile Decree. Nomadism, Precariousness, and Subjectivation]“. In OHAL’de Hayat. KHK’lılar konuşuyor, herausgegeben von Kemal İnal, Efe Beşler, und Batur Talu. Ankara: Belge, 2018.
„Proletarya ile Orta Sınıf Arasında: Siyasi Aktör Olarak Prekarya [= Between the Proletariat and the Middle Class. The Precariat as a Political Actor]“. In Türkiye’de Toplumsal Tabakalaşma ve Eşitsizlik, herausgegeben von Lütfi Sunar, 163–94. Istanbul: Matbu, 2016.
mit Meral Gezici-Yalçın. Ne Ders Olsa Veririz. Akademisyenin Vasıfsız İşçiye Dönüşümü [= Ready to Teach Anything: The Transformation of the Academic into Unskilled Worker]. Istanbul: İletişim, 2015.
„A Tale of Two and A Half Revolutions“. Humanities and Social Sciences Review 2, Nr. 2 (2013): 1–6.
„Die Muslimbrüder und die AKP. Die Blinden und der Einäugige“. Zeitschrift Für Weltgeschichte 14, Nr. 2 (2013): 159–82.
Ursprünge des Islamismus im Osmanischen Reich. Eine weltsystemanalytische Perspektive. Socialia 110. Hamburg: Kovač, 2010.
Zuletzt aktualisiert: 24.März 2021
Miloš Vojinović
Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland
(Januar - Juni 2020)
Science for Statecraft: the British Empire and New Sciences 1890-1920
mvojin222@gmail.com
Miloš Vojinović studierte Geschichte an der Universität Belgrad und arbeitete am Institut für Balkanstudien der Serbischen Akademie für Wissenschaften und Künste. Sein erstes Buch Political Ideas of Young Bosnia untersucht das Auftauchen radikaler Anarchisten und einer nationalistischen Studentenbewegung namens Mlada Bosna am Vorabend des Balkankrieges.
2017 zog Miloš nach Berlin, wo er Fellow an der the Global Intellectual History Graduate School war. Zudem erhielt Miloš ein Forschungsstipendium des Deutschen Historischen Instituts in London und war Gastwissenschaftler an der historischen Fakultät der Princeton University.
Seine Dissertation Science for Statecraft: the British Empire and New Sciences 1890-1920 schloss Miloš im Dezember 2020 ab. Darin verfolgt er, wie die Entstehung von vier neuen Disziplinen in den Geisteswissenschaften (Geografie, imperiale Geschichte, Wirtschaftsgeschichte und Internationale Beziehungen) durch ein Projekt hervorgerufen und ausgeformt wurde, das es zum Ziel hatte, die verschiedenen Teile des britischen Empire in einer singulären politischen Einheit zu vereinen. Er analysiert, wie Wissensproduktion von den Zielen disziplinarischer Pioniere überformt wurde – nämlich durch deren Hoffnung, Bildung als Beschwichtigung der anti-imperialistischen Haltung der Arbeiterklasse nutzen zu können und deren Überzeugungen von einem böswillig gesinnten Imperium zu zerstreuen.
Während seines Aufenthalts bei re:work arbeitet Miloš an einem Buchprojekt, das sich thematisch nah an seiner Dissertation bewegt.
Publikationen
“1918 and a Hundred Years of Habsburg and Yugoslav Historiography”. Slavic Review 78, no. 4 (2019).
“Young Bosnia and the Sarajevo Assassination in the Context of 19th Century European Revolutionary Traditions”. In Polemos kai Epanastasi sta Othomanika Balkania, edited by Dimitrios Stamatopoulos. Athens 2019. (in Greek)
“Political Ideas of Young Bosnia: Between Anarchism, Socialism and Nationalism”. In Südosteuropa - Jahrbuch Band 42 - Der Erste Weltkrieg auf dem Balkan: Ereignis, Erfahrung und Erinnerung, edited by W. Höpken, W. van Meurs. Frankfurt am Main: 2018.
Political Ideas of Young Bosnia. 2015.
Zuletzt aktualisiert: 24. März 2021
Dr. Hadas Weiss
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
(October 2020 - September 2022)
Financialized Adulthood in Germany
Hadas Weiss promovierte 2009 an der Universität von Chicago. Sie ist Anthropologin des zeitgenössichen Kapitalismus mit einem Fokus auf Finanzialisierung, soziale Reproduktion, Ideologie und Lebenslauf. Sie leitete Feldforschungen in Israel, Spanien und Deutschland. Vor ihrer Zeit bei re:work, erhielt sie Post-Doc-Fellowships der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, des Helsinki Collegium for Advanced Studies an der Central European University Institute for Advanced Study in Budapest, des Max-Planck-Institut für Sozialanthrolpologie in Halle und des Madrider Institute for Advanced Study.
Bei re:work wird Hadas an ihrem, durch die DFG finanzierten, Projekt mit dem Titel Financialized Adulthood in Germany arbeiten. Dieses Projekt nimmt die Diskrepanz zwischen den normativen Institutionen des Lebenslaufs und gegenwärtigen Lebensgeschichten in Deutschland in den Blick. Dort, wo sie am auffälligsten sind: in jenem Spannungsfeld, das das Erwachsenenalter umgibt. Verlängerte Adoleszenz und Sorgen rund um das Altern werfen Zweifel auf am einstmaligen Verständnis des Erwachsenseins als Gipfel des Lebens, einhergehend mit den Werten, die traditionell damit assoziiert werden: Hingabe, Verantwortung und harte Arbeit. Das Projekt tut dies aus der Sicht der Finanzialisierung: es verfolgt Leitgedanken über jemandes Rolle als Erwachsener in der Gesellschaft durch die Praxis des Sparens, Investierens und Versicherns, innerhalb des Feldes, in dem sie verankert sind: als ein Weg, sein Geld in Umlauf zu bringen.
Literatur
Zuletzt aktualisiert: 23. März 2021
Maurice Weiss
Ostkreuz - Agentur der Fotografen
(September - Dezember 2020)
Jeder kann heute fotografieren, zumindest hat er die technischen Voraussetzungen dafür. Nicht jeder aber ist Fotograf und weiß instinktiv auch was bildwürdig ist. Der Fotograf Maurice Weiss (*1964 in Perpignan ) versteht es, sich zu kontrollieren und wartet lieber noch eine Sekunde bevor er den Auslöser drückt, auch wenn tausende von Menschen um ihn strömen, Fahnen schwenken, lachen, feiern oder randalieren. Sein Kalkül für gute Bilder bewies der gebürtige Franzose auf deutschem Boden erstmals im großen Stil am 9. November 1989, dem Tag der Maueröffnung. Er illustrierte dynamisch und mit scharfem Auge die symbolträchtigen Szenen, die sich auf beiden Seiten der Mauer abspielten und bannte somit eines der wichtigsten Ereignisse europäischer Geschichte auf seinen Kleinbildfilm. Die gesellschaftlichen Umbrüche die dem Mauerfall folgten, ließen Maurice Weiss nicht zur Ruhe kommen und so verfolgte er minutiös die politischen Entwicklungen in Berlin bis zur Wiedervereinigung und darüber hinaus. Seitdem ist er mit der Hauptstadt und seiner Politik verbunden und geht heute im Bundestag als Fotograf ein und aus. Er springt von einem Job zum anderen, von Frankreich nach Italien, über Algerien nach Bulgarien und findet trotzdem noch Zeit, sich freien Arbeiten zu widmen. So begab er sich im Herbst 2011 auf einen Roadtrip von Marokko über Libyen nach Ägypten um die arabische Revolution mit der Kamera einzufangen. Maurice Weiss ist ein viel gefragter Reportage und Portrait Fotograf der unter anderem den Spiegel, die Süddeutsche Zeitung, das amnesty journal und Die Zeit zu seinen besten Kunden zählt. Er lebt und arbeitet in Berlin.
Publikationen
Zuletzt aktualisiert: 17. März 2021